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Handwerk – Nachwuchs dringend gesucht!

Viele mehr junge Menschen als früher entscheiden sich gegen ein Handwerk. Das Arbeiten mit den Händen hat heute nicht mehr die gleiche Wertigkeit, die es einmal hatte. Die Akademisierung der Gesellschaft schreitet voran, immer mehr Kinder gehen ans Gymnasium und nehmen danach ein Studium auf.

Im vergangenen Jahr gab es daher 43.500 unbesetzte Handwerksstellen in ganz Deutschland. Dem gegenüber standen 120.000 Jugendliche, die ohne Ausbildungsplatz blieben.

Warum bleiben so viele Stellen unbesetzt?

Gründe dafür gibt es Vielfältige:

  • Der Verdienst während der Ausbildung ist teilweise sehr gering.
  • Das Vorurteil, dass man mit einem akademischen Beruf mehr verdient als bei einem Handwerksberuf, hält sich hartnäckig. Dabei ist die Einkommenssituation in den Handwerksberufen nach der Ausbildung statistisch sogar vergleichbar oder teilweise besser als bei akademischen Berufseinsteigern (mathematisch-naturwissenschaftliche Studienfächer ausgenommen).
  • Die Anforderungen an die Ausbildungsberufe haben sich im Laufe der Zeit stark verändert. Der KFZ-Mechaniker heißt heute KFZ-Mechatroniker und hat viel mehr mit Elektronik zu tun als früher.
  • Es gibt ein unüberschaubares Angebot an Ausbildungsberufen – angefangen beim Kaufmann bis hin zum Modisten (Hutmacher) – das es den Schulabgängern schwierig macht sich zu orientieren.
  • Nicht alle Bewerber bringen die nötigen Voraussetzungen für einen Ausbildungsvertrag mit. Die Betriebe müssen Wissensdefizite auffangen und Abläufe beibringen (wie fädelt man Nadel und Faden ein?), die vor einigen Jahren noch selbstverständlich zum Allgemeinwissen dazu gehörten.

Besonders stark unter dem Nachwuchsmangel leiden Lebensmittelberufe wie Bäcker, Metzger, Fleischer, die dazu passenenden Fachverkäuferausbildungen sowie das Baugewerbe. Einige Handwerksberufe sind sogar dabei auszusterben wie z. B. der Modist. In Baden-Württemberg gibt es nur noch zwei Betriebe, die diesen mittlerweile exotischen Beruf ausbilden.

Handwerk hat auch Vorteile

Dabei hat das Handwerk viele Vorteile:

  • Im Handwerk kann man mit allen Bildungsabschlüssen – vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur – eine Ausbildung starten.
  • Es gibt in vielen Betrieben sehr gute Aufstiegsmöglichkeiten und die Möglichkeit schnell Verantwortung zu übernehmen.
  • Mit einem anschließenden Meister-Abschluss ist der Verdienst vergleichbar oder besser mit dem eines akademischen Berufsanfängers.
  • In einigen Berufszweigen kann man sich aufgrund des Nachwuchsmangels die Lehrstellen und den späteren Arbeitsplatz passend aussuchen. Wer beispielsweise den Beruf des Hörgeräteakustikers gelernt hat, hat momentan auf dem Arbeitsmarkt fast freie Wahl, wo er arbeiten möchte.

Orientierung an Schulen bieten

Um die Orientierung der Schüler zu erleichtern, soll an den Schluen das neue Fach „Wirtschafts-, Berufs- und Studienorientierung“ eingeführt werden. Fragen wie: Was kann ich, was will ich und was passt zu meinen Fähigkeiten? können dort geklärt werden und beiten Orientierung bei der Berufssuche. Auch ein Praktikum im Betrieb kann schnell zeigen, ob der angestrebte Beruf wirklich der richtige ist und das Betriebsklima passt. Diese Maßnahme soll auch den hohen Abbrecherquoten entgegen wirken.

Flüchtlinge als Lösung?

Die Politik hat die Flüchtlinge als eine Lösung des Nachwuchsproblems gefunden: 2.000 Flüchtlinge sollen dieses Jahr in Ausbildungsberufen ausgebildet werden. Dies wird kurzfristig für Entspannung sorgen, mittel- und langfristig wird sich durch diese Maßnahme jedoch nichts am Nachwuchsproblem ändern.

Viele der Flüchtlinge sind hochmotiviert eine Ausbildung im Handwerk zu starten. Sprachschwierigkeiten und das völlig andere Ausbildungssystem in Deutschland stellen sie und ihre Ausbildungsbetriebe aber in der Realität vor große Herausforderungen. Zusätzlich erschwert die oft fehlende Rechtssicherheit den Abschluss eines Ausbildungsvertrags – wie z. B. die fehlende Zusicherung von Seiten der Politik, dass in der Zeit der Ausbildung keine Abschiebung erfolgt.

Warum ist das Handwerk bei jungen Menschen nicht mehr attraktiv? Wie begeistert man Schulabgänger für eine Ausbildung und könnte die Einstellung von Flüchtlingen eine Lösung sein? Darüber spricht Moderatorin Heidrun Lieb mit ihren Gästen bei Alpha & Omega.

Gäste:
Julia Weber, Baden-Württembergischer Handwerkstag
Michael Merten, Modist (Hutmacher)
Frank Jutz, Geschäftsführer Autohaus Jutz

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